Siebdruck mit Alexandra Lenz


Siebdruck ist eine wirklich spannende Sache und hat Gerburgis und mich schon lange interessiert. Ich kannte die Technik noch aus meiner Ausbildung und wusste, dass es etwas mit lichtempfindlichen Emulsionen zu tun hat, deshalb hatte ich bisher die Finger davon gelassen, denn ich hatte keine Dunkelkammer und wirklich keine praktischen Erfahrungen mit Fototechnik.
Deshalb war es gut zu wissen, dass es bei der Textildesignerin Alexandra Lenz auch die Möglichkeit gibt, in das Drucken an sich hinein zu schnuppern, ohne vorher das Sieb hergestellt haben zu müssen.

Ich wollte wissen, ob das Siebdrucken überhaupt etwas für mich ist, ohne großartig Equipment anzuschaffen, und eine wirklich komplizierte Technik zu erlernen.


An einem Samstagmittag machten wir uns also auf den Weg nach Köln-Mülheim, da wo wir sonst eher selten sind, weil der Kölner Westen unser Zuhause ist. Vom Wiener Platz ging es dann über die Buchheimer Straße in ein ganz anderes Köln-Mülheim, als das von uns erwartete. Beschauliche, schöne Straßen in Rheinnähe. Kleine, sehr interessante Geschäfte mit Trödel und Antiquitäten und nette Cafés. Und am Ende, die Mülheimer Freiheit. Was für ein schöner Straßenname. An der Ecke haben wir dann schon das ebenerdige Atelier mit den großen Fenstern gesehen. Wir hatten unser Ziel erreicht und wurden sehr herzlich und freundlich von Alexandra Lenz empfangen.




Nach und nach trudelten die weiteren Kursteilnehmerinnen ein, am Ende waren wir sechs. Im vorderen der zwei Räume, in denen Alexandra Lenz arbeitet, steht ein großer, gepolsteter Arbeitstisch mit optimaler Arbeitshöhe, an denen wir alle bequem Platz gefunden haben. 

Der gepolsterte Arbeitstisch.


Im zweiten Raum befindet sich ein großes Waschbecken und dort sind auch die fertigen Siebe untergebracht. Außerdem kann man diesen Raum als Dunkelkammer umfunktionieren. Darin befindet sich auch der riesige Belichtungstisch.

Der Belichtungstisch. Über dem Belichtungstisch: Die Lampen für die Belichtung. Die Seite mit der Glasscheibe wird für den Belichtungsvorgang nach oben gedreht.

Es gibt im Fachhandel fertig bespannte Aluminiumrahmen mit Siebgewebe in verschiedenen Qualitäten. Die Gewebe sind meist aus Polyester und unterscheiden sich in der Dichte der Fäden. Für den Druck auf Papier benötigt man beispielsweise eine höhere Fadendichte als beim Textildruck. Die Siebe werden in der Dunkelkammer mit einer lichtempfindlichen Emulsion getränkt und anschließend trocknen lassen. Mit Hilfe des Belichtungstisch wird eine auf Folie gedruckte Vorlage auf dem Sieb fixiert. Das ganze Sieb wird anschließend belichtet. Die lichtempfindliche Emulsion härtet unter Lichteinfluss aus. Unter den schwarzen Linien der Druckvorlage bleibt die Emulsion unbelichtet und kann dann aus dem Gewebe ausgewaschen werden. Fertig ist das Drucksieb.

Aber das nur mal gaaaaaanz grob in der Theorie.

Fertig belichtetes Drucksieb. Die gehärtete Emulsion hat hier eine pinke Farbe und ist leicht transparent.

Nach dieser theoretischer Einführung ging es nach nebenan. Jeder hat sich Textilien mitgebracht, die er bedrucken wollte. Das Motiv konnte sich jeder aus dem umfangreichen Angebot der fertigen Siebe aussuchen.


Und dann ging es auch schon los. Jede einzelne hat unter Anleitung von Alexandra einen Druckvorgang gemacht. Danach konnten wir dann alleine loslegen. Wir hatten viele Farben zur Verfügung, die Alexandra aus einer Bindesubstanz und Flüssigpigmenten zu beliebigen Wunschfarben mischen kann. 


Die Druckfarbe wird neben das Motiv gebracht. Dann wird mit Hilfe eines Rakels die Farbe erst ins Sieb eingebracht und anschließend durch das Sieb durchgedrückt.


Und was soll ich sagen, wenn man nach dem Druckdurchgang das Sieb hebt und schaut, wie der Druck auf dem Stoff geworden ist, spätestens dann will man immer weiter machen. Und gleich die ersten Drucke sind super geworden. Mein persönliches Lieblingsmotiv: Diese Krake.


Es ist sehr spannend zu beobachten ob und wie sich Farbe, Motiv und Textilie miteinander "vertragen". Dasselbe Motiv kann auf feinen oder groben Textilien ganz unterschiedlich wirken. Farben mit dickerer oder dünnerer Konsistenz, deckender oder lasierender Deckung wirken ganz unterschiedlich. Das muss man alles ausprobieren. Fürs erste Mal haben wir aber alle gute Ergebnisse erzielt. Unsere Werke waren von Anfang an sehr befriedigend und bald konnten wir nicht genug davon bekommen und mussten immer weiter machen. Wir hatten T-Shirts, Trockentücher, Servietten und unverarbeiteten Stoff aus reiner Baumwolle und Baumwolle mit Leinenanteil dabei. Das sind ein paar Ergebnisse:
Grubentuch mit Fischprint



Grubentuch mit Fischprint (Detail)


Herren T-Shirt mit Octopus Print. Kam gut an! :)


Herren T-Shirt "Freiheit". Bildquelle: Alexandra Lenz auf Facebook

Mandaladruck in leuchtendem Blau.

Alexandra Lenz versteht ihr Handwerk und hat eine wunderbare, herzliche Art ihren Kursteilnehmern Appetit zu machen auf diese besondere Art textilen Gestaltens. Mir fallen so viele Anwendungsmöglichkeiten ein, wie man die Siebdrucktechnik verwenden kann, dass ich mit dem Gedanken spiele, einen "großen" Kurs zu belegen um dann mein eigenes Sieb mit meinen eigenen Motiven anfertigen zu können. 

Wenn wir euch auch Appetit gemacht haben, das Siebdrucken auszuprobieren, weitere Infos zu den Workshops findet ihr auf der Homepage von Alexandra Lenz Siebdruck und auf ihrer Facebookseite.

Ich habe auch schon gehört, dass manche Leute nicht so viel Lust haben, selbst zu drucken, aber die Motive schön finden, oder eine Idee für ein Geschenk haben, es selbst aber nicht realisieren können. Für diese Fälle hat Alexandra Lenz eine ganz wunderbare eigene Kollektion und kann auch auf ganz individuelle Kundenwünsche eingehen. Beispielsweise ein edles Tischtuch, mit einem Motiv bedruckt, mit dem man etwas verbindet, und das Ganze farblich passend zum geerbten Porzellanservice. 

Vielen Dank Alexandra, für diese inspirierenden Stunden in deinem schönen Atelier!

Anabela

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